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Urlaubstagebuch |
09.-23. Oktober 2000
Hi. Und hier ist er - mein Urlaubsreport. Er besteht aus meinen elektronischen Tagebucheinträgen, die ich während der Zeit im Palm gesammelt habe... Fuerteventura 2000 Vor ziemlich genau zehn Jahren war ich das erste Mal hier. Damals in der alten Fischerstadt Corralejo. Ich fand die Insel damals eher trostlos. Wüst und leer. Wie sollte man so etwas mögen? Immerhin - die Strände waren fantastisch. Etwa zwei/drei Jahre später war ich dann wieder hier. In Costa Calmas. Auch wenn es nicht anders war als vorher - diesmal hat der eigentümliche Zauber der Insel mich gepackt. Vielleicht brauchte ich das erste Mal richtige Entspannung (die man hier - anders als an vielen anderen Urlaubsorten - auf jedem Fall findet)? Vielleicht war es auch, das ich das erste Mal in meinem Leben erkannte, wie schön die Wüste sein kann... Auf jedem Fall war es diesmal der erste Urlaub meines Lebens, den ich ganz alleine machte. Und ich hatte Urlaub nötig - einen ohne jeden Stress, ohne wichtige Aufgaben und ohne Arbeit. Mit dabei nur vier relativ dicke Bücher und mein Handheld-Computer, in dem ich hier diese Zeilen kritzle. Das ich neben viel Schlaf und Entspannung hier auch Aspekte meiner eigenen Vergangenheit finden sollte, ahnte ich noch nicht... Tag 1 | 08:42 Ok. Jetzt sitze ich also in der Wartehalle am Gate B90. Natürlich war es das letzte Gate im Gang. Natürlich bin ich auch viel zu früh. Es ist 8:45 - wenn alles glatt läuft bin ich erst in einer dreiviertel Stunde in den Lüften... Dann hole ich halt noch etwas weiter mit einem Rückblick aus. Die Nacht habe ich alles - nur nicht geschlafen. Irgendwann griff meine 3-Stunden-Regel unter der ich nach Schlaf gerädeter bin als ohne, so dass ich also durchgemacht habe. Na ja, war ganz nett eigentlich - habe noch ein paar Mails rausgeschickt und dabei zufällig auf meinen Bruder in Seattle gestossen, der auch gerade online war. Nett, dieser Zeitunterschied... Um 5:00 bin ich dann ins Auto und los. Es regnete teilweise recht heftig - nicht das ganz so nette Wetter hier momentan! Auf Fuerte wird's hoffentlich netter... Viel zu früh war ich dann in Jesteburg und viel zu früh waren dann meine Mutter und ich am Flughafen. Draußen ist mittlerweile die Sonne aufgegangen. Es ist diesig. Ich seh gerade eine Lufthansa-Maschino abheben. Sie läßt eine tierische Gischt hinter sich aufspritzen. Ob Flugzeuge wohl unter Aqua-Planing leiden...? Wusch - vom Blitz aus den Überlegungen gerissen. Nicht, dass es auch noch gewittern würde - die lieben mitwartenden Miturlauber von der Bank vor mir haben das erste verschlafene (das ist allg. Konsens-Stimmung hier) Foto geschossen. Na ja, auf jeden Fall habe ich einen Fensterplatz ergattern können. War halt überpünktlich da... Im Stielke-Aktuell-Shop hat mir meine Mutter noch einen Reiseführer Fuerte spendiert. Wo ich wohl hinkommen werde? Tag 2 | 11:00 So. Da sitze ich nun und stelle fest, daß ich irgendwie immer noch nicht entspannt bin. Vielleicht liegts an gestern. Immerhin war der Flug irgendwie... na ja. Angefangen hatte es mit einer halbstündigen Verspätung. Im Cockpit war die Heizung blockiert und die Piloten hatten 40°. Immerhin kamen wir dann einigermaßen gut los und holten auch noch wieder Zeit auf. Irgendwann hieß es dann: "Noch 15 Minuten...", da erklang der Captain aus dem Cockpit mit der Mitteillung, dass sie gerade einen Notruf erhalten hätten, und jetzt erstmal nach Gran Canaria fliegen müßten, um für ein sonst auf Fuerte gestrandetes Flugzeug zwei Ersatzreifen holen zu müssen. Ein sehr unmütiges Grummeln ging durch die Kabine. Wir hatten zwar zumeist Verständnis, aber nun auch über zwei Stunden Verspätung.... Na ja. Mein Koffer kam - wie könnte es in so einer Situation anders sein - natürlich als letzter aufs Förderband. Immerhin erfuhr ich danach, wo ich untergebracht werden sollte. Ins "La Piramide" in Nuevo Horizonte. Und immerhin war ich dann auch der Erste, der aus dem Bus aussteigen durfte - kein Wunder: das Ding ist gerade mal 5km vom Flugplatz entfernt... Ok. Schnell einchecken - immerhin kein Hotel, sondern eine Appartement-Anlage. Aber auch schon ziemlich alt. An vielen Stellen blättert die Farbe ab. Das ganze ist zwar nur knapp dreihundert Meter vom Meer weg, aber dort ist Steilküste, kein Strand. Immerhin soll es einen Shuttlebus dreimal am Tag geben. Mal sehen. Ich war jedenfalls froh, erstmal eine Dusche nehmen zu können, und habe noch schnell eingekauft, im Buffett zu Abend gegessen, und habe mich dann hundemüde ins Bett geschmissen. Tag 2 | 20:00 "Liebes Tagebuch..." Ich wollte schon immer mal so etwas abgrundtief kitschiges schreiben. Also laßt mich, ok? Na ja. Ich komme gerade von einem netten kleinen Spazierganq zurück, gerade noch bevor es - fuerte-typisch - hier in nur weniqen Minuten stockfinster geworden ist. Es ist gerade mal 20:00 Uhr Ortszeit (GMT). Auf dem Rückweg hatte ich dann noch einen kleinen Schock: Im Foyer gibt es einen Großbildfernseher, und was bitte gucken sich meine Miturlauber an? "Big Brother"! Doch nicht genug damit - der TV-Ton wird auch noch auf großen Lautsprechern in den Innenhof übertragen... Auf meinem Appartement gibt es auch einen Fernseher. Eigentlich wollte ich ja die zwei Wochen ohne auskommen. Immerhin werde ich ihn wohl trotzdem kaum nutzen: er empfängt nur TM3, EuroSport und SWR3 Baden-Würtemberg. Klasse Auswahl für einen Fan von Sendern wie Vox, Pro7 und Arte... Den Tag habe ich eigentlich nur gelesen. So langsam bin ich dann auch entspannter. Um 17h war dann Willkommenstreff der Reiseleitung. Also in etwa etwas wie ein: "Wir geben Euch kostenlos was zu trinken, wenn ihr 'ne halbe Stunde die Werbung für die tollen Ausflüge mitmacht." Auf die tolle Bemerkung der holländischen Reiseleiterin hin, dass absolut jeder eine Kamel-Tour hier zu machen habe, habe ich dann auch nicht reagiert - ich bin auf Wüstenschiffhaare hochgradig allergisch... So nähert sich also mein erster Tag dem Ende. Und die Wahl zwischen "Big Brother" und meinem Buch gewinnt eindeutig letzteres... Tag 3 | 20:46 Ok. Mit dem Strand wurde das heute doch nix richtiges. Nach einem netten mixed british-/continental-breakfast war der Bus zum Strand erstmal überfüllt. Ich kam erst mit der zweiten Ladung mit. Doch dann habe ich mich erstmal aufgemacht, die Promenade nach einem Strandhandtuch zu durchforsten. Natürlich fand ich keins. Dafür aber einen Geldautomaten (der ohne Probleme Geld ausspuckte - die neue EC-Karte ist damit im Urlaub eingeweiht worden) und einen Stand mit netten Postkarten. Nettes Detail am Rande: Neben der Bank war ein kleiner Dattelpalast in dem ein "X-Files"-Flipper stand. In Gedenken an eine bestimmte Person habe ich dann auch eine Runde gespielt... ;-) Tja. Wieder in der Anlage (und nur knapp einem Sonnenbrand entgangen) habe ich dann erstmal acht (!) Karten geschrieben, adressiert und zur Rezeption gebracht, wo ich sie schließlich noch frankiert habe. Allerdings nicht über die normale Post, sondern über ein Privates Unternehmen. Die versprechen die Lieferung in viel kürzerer Zeit (3-4 Tage) - mal sehen, ob's klappt... Nach dem Abendessen habe ich dann noch einen kleinen Spaziergang zu den Klippen gemacht und einfach nur der Brandung gelauscht. Das erste Buch ist durch ("nur" 586 Seiten). Ich glaub - ich bin jetzt wirklich angekommen... Tag 4 | 11:47 So was! Da habe ich doch tatsächlich fast das Frühstück verpennt. Doch mit einer Katzenwäsche bin ich dann doch noch zu Toast, Spiegelei und Orangensaft gekommen. Danach habe ich dann eine ca. zweistündige Wanderung in den Norden gemacht. Dort sind herrliche Steilküsten, und ich fand einen tollen Aussichtspunkt, von dem aus ich dem Meer zuhören und gleichzeitig die Flugzeuge vom Flughafen beim Abheben zusehen konnte. Auf dem Rückweg sah ich viele Angler an der Steilküste sitzen. Heute ist hier Feiertag. Jetzt sind meine Füße und auch ich ausgelaugt - ich glaube ich mache jetzt Siesta... Tag 4 | 19:42 Tja. Da habe ich dann doch tatsächlich einen Mittagsschlaf gehalten. Nicht zu lange - aber nett. Danach habe ich mich auf die Suche nach einer deutschen Tageszeitung gemacht - allerdings vergeblich, weswegen ich dann kurzerhand noch 4 Postkarten an andere Leute geschrieben habe. Jetzt nach einem netten Abendmahl (die haben hier leckere Apfelsinen!) habe ich mich noch ein weiteres mal auf die Suche begeben. "Jäger der verlorengegangenen 'Die Welt'"... Na ja, wieder erfolglos. Dafür bin ich - glaube ich - zwei Menschen begegnet, die ich aus der Jugendarbeit her kenne. Weder ich habe sie oder sie mich jedoch angesprochen. Ich bin mir auch nicht sonderlich sicher - wäre aber schon witzig - ausgerechnet hier. Aber ich glaube, ich will auch gar nicht "Kontakt" herstellen - dieser Urlaub soll nur für mich sein... Jedenfalls fängt es jetzt an, zu regnen. Ein auf Fuerte sehr seltender Zustand... Tag 5 | 11:47 Scheiße! Da habe ich nun gestern abend noch einer Frau am Buffet, die über Magenprobleme klagte, lieb und nett "Gute Besserung" gewünscht. Dann erwischt es mich doch glatt selber. Etwa jede halbe Stunde habe ich in dieser Nacht nicht geschlafen - ich konnte nix bei mir behalten... ok, jetzt wird's unschön - ich bringe lieber keine weiteren Einzelheiten... Heute morgen habe ich dann endlich gewagt, "Imodium akut" aus meiner Reiseapotheke zu nehmen (vorher war ich nicht sicher, es bei mir halten zu können). Ob es wirkt sehen wir später - vielleicht muss ich ja doch noch zum Arzt. Jedenfalls ist die Übelkeit verschwunden, und ich habe schon die erste Tasse Earl Grey getrunken... Tag 5 | 18:40 Viel Schlaf tut gut. Dennoch bin ich ziemlich dehydriert aufgewacht, und habe daher nach einer angenehmen und ausführlichen Dusche erstmal Coke und Kräcker besorgt. Eigentlich ist es gar nicht mal so schlimm - das Wetter ist ohnehin heute etwas bedeckter. Würde es auf Fuerte für die Wolken die Möglichkeit geben, sich an den Bergen abzuregnen, würden sie das wohl heute exessiv tuen. So ziehen sie aber weiter nach Gran Canaria und Teneriffa. Tja. Dennoch bleibe ich lieber heute drinnen, und guck mal, was die beide deutschen Sender im Programm haben... Tag 6 | 17:19 So. Ich würde mal sagen, ich hab's überstanden. Nachdem ich mich gestern in der Nahrungsaufnahme auf 7 TUC-Cräcker und eine dreiviertel 1,5l Flasche Cola beschränkt hatte, traute ich mich heute schon wieder beim Frühstücks-Buffet zu etwas Toast. Ermutigt, dass mein Magen selbst so exzentrisches nur noch mit einem leichten Grollen verbuchte, nahm ich den Bus nach Caleta de Fueste, wo heute ein afrikanischer Markt stattfand, den ich gerne sehen wollte. Nach einiger Suche fand ich ihn auch, und neben allerlei Trödel und Markenfälschungen konnte ich endlich ein einigermassen ansehnliches Strandtuch finden, dass nicht rein kitschig oder mit irgendwelchen niedlichen Tieren oder Pokemón bedruckt war. Es hatte - wie extravagant ich weiss - eine Karte von Fuerte abgedruckt. Den Verkäufer konnte ich von 5.000 auf 2.500 Pts. runterhandeln. Sein überschwengliches "Gracias, Amigo" läßt mich aber dennoch vermuten, dass ich noch etwa das vierfache des Einkaufswertes bezahlt habe... Immerhin habe ich nun ein Strandtuch. Und so bewaffnet ging ich auch gleich - zum Strand. Caleta de Fuestes Strand ist eingebettet in eine kleine Bucht. Na ja - eigentlich eher eingebettet in Hotelanlagen. Nur irgendwie war es mir dann doch irgendwie in der prallen Mittagssonne zu heiss. Ich also wieder in den Schatten, besorg mir noch "Die Welt" von gestern und lese besorgt, wie in Israel/Palästina ein Krieg aufzieht. Den Mittag mache ich doch glatt wieder Siesta. :-) Ach ja, diejenigen, die ich im Verdacht hatte, alte Bekannte zu sein, sind doch keine. Sehen denen aber verdammt ähnlich... Tag 7 | 17:20 Eigentlich würde ich diesen Tag als etwas seltsam bezeichnen wollen. Zuerst konnte ich die Nacht nicht schlafen. Ob es an der jaulenden Töhle lag, die irgend ein Urlauber hier nachts draussen anbindet (es war Vollmond), am Disko-Lärm, der von oben hier herunterschallte, oder etwa daran, dass ich tatsächlich etwas Heimweh hatte? Ich weiß es nicht. Recht gerädert bin ich dann gerade noch zum Frühstück gekommen, und habe dann eine zweieinhalbstündige Wanderung gemacht. Eigentlich wollte ich in der kleinen, abgelegenen Strand-Bucht, die ich die Woche schon entdeckt hatte. Als ich aber da war, waren bereits lauter einheimische Angler ringsum verteilt, und das Wasser war mit Rotalgen verfärbt. Ich also weiter. Und weiter. Irgendwann war ich gerade dann zurück, als das Zimmermädchen gerade mit meinem Raum beschäftigt war. Da ich alter Geizknochen bereits in den letzten Tagen zusammen 1000 Pts. Trinkgeld gegeben hatte, wartete ich im Foyer, bis sie fertig war. Den Rest des Nachmittages verbrachte ich mit meiner Lieblingsbeschäftigung hier: "Faulenzen". Dies mal füllte ich die Zeit neben Lesen und Schlafen (ich habe drei Stunden nachgeholt!) mit einem sehr entspannenden Bad. Obwohl die Badewanne hier bestimmt selbst Barney Geröllheimer zu klein wäre... Tag 8 | 19:29 Eine Woche bin ich jetzt hier. Wow! Eigentlich wollte ich ja heute mit dem Bus nach Corralejo fahren. Allerdings war das Wetter heute das erstemal schlecht. Na ja - zuhause in Hamburg würden wir so ein Wetter wohl einen deftigen Sommertag nennen, und ihn in T-Shirts geniessen... Aber irgendwie hat mir das Ganze doch die Laune verdorben. Jetzt werde ich wohl morgen fahren. Es ist irgendwie toll, wenn man tuen und lassen kann, was man will... Tag 8 | 21:33 Hey, ich habe eine Ameisenstraße im Schlafzimmer. Direkt unter meinem Bett geht's durch. Ein Loch habe ich schon ausfindig gemacht und mit Kreppband (die Sache, die jeder Sozialarbeiter immer bei sich hat!) zugeklebt. Jetzt gibt es ein neues unter der Kommode. Ob ich das auch zumachen sollte? Tag 9 | 18:01 Puh...! Ich bin sowohl erschöpft als auch happy. Nachdem ich gestern Abend - ok, eher heute Nacht - noch eines meiner letzten Bücher durch hatte, musste ich heute geradezu unabdingbar nach Corralejo fahren (Nachschub). Na gut. Um 10:30 Uhr stand ich mit einem riesen Haufen Einheimischer an der Bushaltestelle und wartete recht lange. Der Bus selber fuhr dann mit uns sämtliche Umwege, die man sich vorstellen konnte, allerdings in einem Affenzahn... In Puerto del Rosario umsteigen. Der nächste Busfahrer sollte den ersten noch übertreffen, und insbesondere in den Dünen vor Corralejo (Naturschutzgebiet!) erreichte er das Nervenkitzelniveau einer Achterbahn - allerdings ohne fest in einer Schiene zu hängen... In Corralejo angekommen machte ich mich, neben der dringenden Fahndung nach Lesbarem, auf Spurensuche nach altem Bekannten. Doch leider fand ich weder unsere alte Bungalow-Anlage (sie schien unter dutzenden von neuen untergegangen zu sein) noch den Laden, in dem ich vor 10 Jahren meinen Lenkdrachen bekommen hatte. An seiner Stelle (und ich bin mir ziemlich sicher, die alte Gasse am Hafen wiedergefunden zu haben) war jetzt ein Restaurant und ein esoterisch angehauchter Steine- und Tücherladen (unter was findet man sowas eigentlich in den Gelben Seiten?). Ein paar alte Ecken habe ich natürlich doch wiedergefunden. So der marrokanische Lederhändler der seine Waren ironischerweise unter dem Titel "Bazar Hamburgos" feilbietet. Und die alte Hafenpromenade von der man sowohl die unbewohnte Insel "Los Lobos" sehen als auch dahinter Lanzarote erspähen kann. Und auch das Einkaufszentrum in dem mir mein Bruder Billiard beizubringen (vergeblich) versuchte... Leider hatte die "Kiwi Bar" zu, so dass ich in einem anderen Restaurant einen kleinen Mittagssnack zu mir nahm. Und dann machte ich mich auch schon wieder auf den Rückweg. Eigentlich schade - aber ein Kribbeln auf der Nase verriet mir, dass ich mich wohl doch etwas besser eincremen sollte. Zur Rückfahrt nur soviel: Gott sei Dank, war der Mittagssnack klein... Tag 10 | 14:13 Tja. Irgendwie gibt's über heute gar nicht so viel zu erzählen. Ich bin nach Caleta de Fueste und hab' den Fotoapparat vollgeknippst. Und dann gemütlich an der Küste zurück nach Nuevo Horizonte um der ganz grellen Mittagssonne zu entkommen. Irgendwie liebe ich die Geräusche, die das Meer hier macht - und die Blautöne, die der Atlantik hier zeigt. Irgendwie sehnt es mich seit Jahren erstmals wieder nach Öl-Farben und Staffelei... Tag 11 | 13:09 Schöne Sch... ! Da beobachtete ich in Caleta de Fueste gerade den Bummelzug als ich im löchriqen Bürgersteig umknickte, und mich hinlegte. Resultat: Linker Unterschenkel aufgescheuert. Ich also zur Apotheke (span. "Pharmacia") gehumpelt und dort der weder dem Deutschen noch Englischem mächtigen Apothekerin mit Händen und Füßen erklärt, dass ich eine antiseptische Salbe und ein großes Pflaster haben wollte. Immerhin ein sehr nützlicher Aspekt der Spielpädagogik: "Pantomime"... Nachdem ich mich selber verarztet hatte, viel mir auf, dass ich mir zusätzlich noch den linken, großen Zeh überspannt hatte. Also - anstatt zurück zu laufen, wartete ich anderthalb Stunden auf den Bus. Klasse! Heute mach ich nix mehr... Tag 12 | 12:59 Logbuch des Captains, Bisher verlief der Tag relativ ruhig. Leider habe ich vor der Ultraschalldusche mir meinen gestern bereits beim Beamen auf Caletris 2 angestossenen großen Zeh heute nochmals nicht nett angeditscht. Der Holodoc hat mich daraufhin inständig gebeten, heute auf den eigentlich geplanten Shuttle-Flug nach Rosario 1 zu verzichten, und statt dessen einen ruhigen Tag in meiner Kabine zu verbringen. Ich beschäftige mich daher mit alter Philosophie der Erde und versuche Vergleiche zur vulkanischen zu ziehen. Das Kabinen-Selbstreinigungsprogramm scheint in den letzten Tagen selbstständig von täglichen auf zweitäglichen Rhytmus gewechselt zu sein. Entweder verursache ich nicht genug Dreck, oder die Latinumstreifen, die ich in einer Opferschale darreiche, reichen nicht für mehr... Tag 13 | 14:26 Vorletzter Tag meines Urlaubs. Eigentlich reicht es mir mittlerweile auch. Mein Zeh hat wieder volle Funktionstüchtigkeit, ich habe viel Zeit mit mir selber verbracht und irgendwie habe ich ein starkes Bedürftnis nach neuen Herausforderungen. Ok, das Essen hier war die letzten Tage sehr gut, da der Küchenchef endlich auch mal kanarische Küche servierte (Ofenkartoffeln in eigener Schale mit Knoblauchsosse zum Beispiel - ein Gedicht!). Das Wetter hält sich wacker um die 26° heiter. Und selbst an die Ameisenstrasse unterm Bett und die die ganze Nacht durchkläffende Töle vor meinem Fenster habe ich mich gewöhnt (auch wenn ich heute mitten in der Nacht aufgewacht bin - der Rasenspränger war angegangen). Ich hatte auch lange Zeit nicht mehr durchgehend keine Kopfschmerzen (bei mir meist allergisch ausgelöst - ich bin mittlerweile dran gewöhnt). Und ich habe selten in so kurzer Zeit soviel Lesestoff geschafft (pro Tag ca. 180 Seiten reine Literatur plus ca. 0,5 Zeitschriften und Zeitungen - grob geschätzt). Aber irgendwie würde ich jetzt doch am liebsten mit einer Tasse heissen Earl Grey am Computer sitzen und E-Mails schreiben. Selbst die Tatsache, dass meine Mitbewohner wahrscheinlich mal wieder das Telefon und damit das Internet blockieren werden, ist mir eigentlich jetzt vollkommen gleich. Oops. Ich glaube, ich hab' Heimweh... Tag 14 | 21:11 So. Der letzte Tag auf Fuerte. Und was ist? Es regnet in Strömen (für Fuerte-Verhältnisse...) - und selbst der Strandbus fährt bei diesem Wetter nicht. Anscheinend bin ich der einzige Norddeutsche hier, dem Regen eigentlich nichts ausmacht... Jedenfalls bleibe ich den Tag nun größtenteils drinnen. Irgendwie doch schade, dass es nun zuende ist. Na ja. Rückblickend habe ich aber genau das erreicht, was ich wollte. Ich habe viel relaxed, viele Bücher verschlungen und noch etwas Sonne getankt. Am witzigsten sieht man dass an meinen Füßen - die tragen wegen den Sandalen je zwei neckische Streifen dort, wo die Sonne nicht hinkam. Man könnte glauben, sie wären nicht gewaschen... So ist doch noch 'was aus dem Last-Minute-Entschluß geworden... Tag 15 | 10:51 So. Ich bin ausgecheckt. In etwa einer Stunde geht der Bus zum Flughafen. Schlechtes Wetter heute. Bedeckt, 21° vielleicht. Will mich wohl langsam an Hamburg akklimatisieren... Irgendwie habe ich heute nacht wenig geschlafen. Urplötzlich hatte ich einen Kreativschub und habe einen riesen Haufen an Ideen für's Spieleseminar aufgeschrieben. Dennoch fühle ich mich dafür erstaunlich fit. Na ja. Dieser Urlaub hat zumindest erreicht, dass ich jetzt ziemlich gut und vor allem schnell auf dem Palm schreiben kann. Ok, tippen auf der Tastatur klappt immer noch schneller... Aber zumindestens ist dieses ganze Reisetagebuch (19 Einträge!) so entstanden. Und damit verabschiede ich mich nun von der Wüsteninsel Fuerteventura. Mir hat's was gebracht. Und ich will umbedingt meine E-Mail-Konten leeren - bei ø 16/Tag sind das immerhin in den 15 Tagen 240! Gruß, |